Theisenort b. Kronach Obfr. v. Flugzeug aus um das Jahr 1939
Ortschronik
Das Dorf Theisenort wurde erstmals im Jahr 1284 erwähnt und ist seit 1978 ein Ortsteil der Marktgemeinde Küps.
Das Dorf Theisenort (Castrum Teiznort) wurde auf einen südlichen Ausläufer der Hasslacher Berge erbaut. Fährt man von Küps nach Kronach auf der neuen Bundestraße 173, so öffnet sich kurz nach Johannisthal links der Blick auf die Ortschaft Theisenort mit der Burg("Alten Wacht") und dem Schloss. Der Ort liegt 372 m über dem Meeresspiegel und wird begrenzt - im Norden durch den Theisenorter Wald - im Osten und Süden durch das Rodachtal - und im Westen durch den 517m hohen Heidelberg bei Schmölz.
Der Weg durch das Dorf führt über die Dorfstraße vorbei an der Kirche zum Dorfplatz und von da aus ist das alte Schloss und die Burg ("alte Wacht") zu sehen und zu erreichen. Alte Wappen und Inschriften an Kirche und der Mauer zur Burg belegen die bewegte Geschichte des Ortes. Auf der Burg angekommen wird der Aufstieg reichlich belohnt. Die herrliche Lage des Schlossberges, die prächtige Fernsicht ins Maintal bis nach Schloss Banz, zum Kordigast, nach Burkersdorf, Ebneth, Hain und Wildenberg, lädt geradezu zum Verweilen ein.
Die Geschichte von Theisenort, heute ein Ortsteil der Marktgemeinde Küps, ist auf das engste verknüpft mit der Geschichte der Freiherren von Redwitz, Küps, Oberlangenstadt, Schmölz und Theisenort.
Aus dem Jahre 1284 stammt die erste urkundliche Erwähnung eines Jakob von Redwitz zu Redwitz und Theisenort. Weiter wird im Jahr 1330 ein Heinrich von Redwitz zu Redwitz, Theisenort und Hain genannt. Im Jahr 1335 verkauften Eberhard und Konrad von Kotzau das Dorf Theisenort mit drei anderen Ortschaften an den Bischof Leopold II von Bamberg für 500 Pfund "Heller". Eyring von Redwitz erhielt Theisenort vom Bamberger Bischof als Lehen.
Nun erwachte das kirchliche Leben in Theisenort.
Am 27. Juni 1357 beurkundete der Bamberger Bischof Leopold III, dass der Ritter Eyring und sein Sohn Eyring von Redwitz auf dem Theisenort aus ihren Erbgütern eine Kapelle zu Ehren von drei Heiligen ( Katharina / Andreas / Nikolaus) erbaut und dotiert haben.
Am 3. Dezember 1357 weiht der Bamberger Weihbischof Walther die Theisenorter Burgkapelle zu Ehren des Apostels Andreas, des Bekenners und Bischofs Nikolaus, der Jungfrau und Märtyrin Katharina und und verleiht Ablässe. Die Originalurkunde über die Einweihung durch Weihbischof Walther, datiert vom 3.XII.1357 befindet sich im Staatsarchiv Bamberg.
Während des schrecklichen Hussitenkrieges (1419-1436), fielen die Anhänger, des Reformators Johann Hus, in Oberfranken ein und nachdem sie alle umliegenden Orte, Schlösser und Kirchen verbrannt und zerstört hatten, standen sie im Jahr 1430 vor Kronach. Ob dabei auch die Kirche in Theisenort ware ist bis heute nicht nachweisbar. Wahrscheinlich ist es von Theisenort, deshalb, weil die Kapelle in Theisenort 1497/8 wieder durch Letz von Redwitz aufgebaut wurde. Über dem Westportal der "neuen" Kirche lässt der Bauherr Letz (Kurzform von Alexius) von Redwitz, zugleich Burgherr von Theisenort, eine Sandsteintafel in spätgotischen Minuskeln, also in kompletter Kleinschriftweise, anbringen und lässt der Nachwelt verkünden:
„nach Christ Geburt, 1497/8, hat letz vo rebitz die capel gbaut d(em) got gnad“.
Im Jahr 1610 wurde von Veit und Emmeran von Redwitz eine Kirche auf dem heutigen Platz gebaut und vom evangelischen Pfarrer Nikolaus Schmidt eingeweiht. Denn wie so viele adlige Ritter, waren auch die von Redwitz im 16. Jahrhundert zur lutherischen Konfession gewechselt.
Im Jahre 1698/9, also genau 200 Jahre nach dem Bau der ursprünglichen Kapelle, wurde am Ende des 17. Jahrhunderts diese Kirche durch Georg Christoph von Redwitz komplett neu erbaut und von Pfarrer Petrus Prediger protestantisch eingeweiht, – obgleich sich Georg Christoph bereits der römisch-katholischen Konfession zugewandt hatte.
In die „neue“ Theisenorter Kirche, jetzt für die Heilige Dreifaltigkeit im Barockstil errichtet, führt ein aufwendiges „Schmuckportal“ mit lateinischer Inschrift und vier Wappen. Die durchwegs in Großbuchstaben ausgeführte Inschrift ist ein Lob auf die Familien derer von Redwitz. Der Satz der Inschrift lautet :
„Das berühmte Dreigeschlecht der Ortsherren vom Stamme Redwitz ließ dieses Gotteshaus bauen und der heiligen Dreieinigkeit weihen – das jubelnde Theisenort im Jahr 1698“.
Nicht ein einzelner wird erwähnt, sondern drei Redwitzer Wappen sowie das von Georg Christophs erster Frau Ursula Margaretha Regina von Boineburg, sind Zeichen einer gemeinsamen Anstrengung. Auf Initiative von Georg Christoph von Redwitz konnten um 1710 die ersten römisch-katholischen Messen in Theisenort stattfinden, sie wurden am Seitenaltar gefeiert.
Georg Christoph von Redwitz lebte von 1643 bis 1715, er stirbt am 24.III.1715
Die Entstehung der Pfarrei Theisenort
war noch eine Folge der Säkularisation, da die zur Pfarrei gehörigen Ortschaften seelsorglich von den Patres der Franziskaner in Kronach versehen wurden, deren Kloster aber durch die Säkularisation aufgehoben war.
Durch königliches Dekret wurde am 17. Juni 1830 die katholische Pfarrei in Theisenort errichtet.
Im Jahr 1861 schenkten Oskar und Karl von Redwitz die Kirche in Theisenort der katholischen Pfarrgemeinde. Heute noch steht sie den evangelischen Christen jeden 1. Sonntag im Monat zum Gottesdienst zur Verfügung.
An Theisenort ging der Bauernkrieg nicht spurlos vorüber. Die unter den Abgaben und Frondienst seufzenden Bauern beteiligten sich mit großer Hoffnung am Bauernaufstand im Jahr 1525. Die zwei auf dem Schlossberg stehenden Gebäude wurden gestürmt, niedergebrannt und zerstört. Für diesen Racheakt mussten die Bauern schwer büßen. Sie mussten das heutige Schloss von Grund auf neu erbauen. Balthasar von Redwitz forderte 1050 Gulden, Peter von Redwitz sogar 4070 Gulden Entschädigung. Neben dem Schlosseingang befindet sich heute noch das Wappen derer von Redwitz und die Jahreszahl 1539. Im 30 jährigen Krieg trat 1630 der damalige Gemeinherr von Küps und Theisenort, Veit von Redwitz, auf die Seite des Schwedenkönigs Gustav Adolf. Dem damaligen Brauch folgend, musste Theisenort lutherisch werden (wessen Land, dessen Religion). Kronach blieb der katholischen Sache treu. Die in Theisenort lagernden Schweden gruben beim Jägershof der kaisertreuen Stadt Kronach das Wasser ab, wurden dabei aber von einem Ausfall der Kronacher überrascht und mussten sich auf die Veste Theisenort zurückziehen. Vor einigen Jahrzehnten waren die Gewölbe und Mauern der unterirdischen Gänge sichtbar. Noch heute geht die Sage, dass in den weitlaufenden Gängen die Herren von einst eine goldene Kutsche verborgen hätten. Zum Teil wurden später kühlen Gewölbe als Bierkeller verwendet oder die behauenen Steine zu Haus- oder Mauerbau gebraucht.
Dabei wurde eine steinerne Tafel mit folgender Inschrift gefunden:
„ Gott weiss, wie viel hundert Jahr verstrichen da dis Gewölb vergraben must liegen,
Die vorhandenen Minen zeigen ein brob /
so den Kämpfen brachten menges Lob, /
. das es ziehlte auf Menschenkindes sturz /
. nun der Weg abgeschnitten wurd zu kurz./
Du liegst zwar lang unter der Erd verborgen,/
jetzt ersteht du mit müh und Sorgen. /
Johann von Redwitz hats gefunden,
Veit Karl von Redwitz gefast gebunden./
Da es nun dem Schloss dient zur Kellerzier./
Gott geb statt pulver, bley wohlgeschmeckt bir./
Solches zu geniessen in Friedenszeit /
dafür sey Gott dank Lob in ewigkeit./
Denkmal eines uralten und..1775 eingefassten gewölbes.
1862 wurde das alte Jagdschloß Theisenort „ innerhalb und außerhalb der Mauern“ vom Domherrn und Dichter Oskar von Redwitz an die Freiherren von Eggloffstein verkauft. Um die Jahrhundertwende erwarben die Theisenorter Bürger das Schloss, die „ Alte Wacht „, das Tor- und Brauhaus, die Gesindegebäude sowie den „Zehntenstadel“.
Unter schlechten sozialen Verhältnissen verdienten sich die Theisenorter lange Zeit ihr Brot durch Landwirtschaft, durch das Tappermachen und mit der Korbflechterei. Aus kleinsten und ärmsten Verhältnissen ist Theisenort zu einem schmucken Dorf herangewachsen. Die sozialen Verhältnisse der Bevölkerung besserten sich zusehends. Aus den armen Korbflechtern und „Tappermachern“ wurden wohlhabende Industriearbeiter, die in Küps, Kronach und im Coburger Land ihr Brot verdienten. Die ehemals kleinen Häuser wurden aufgestockt und einige gut gehende Familienbetriebe ( Porzellan- Kartonagen- Baugeschäfte, Maler- und Putzerfirmen, Polstermöbel- und Korbflechtereibetriebe ) gegründet. Es wurde ein Leichenhaus errichtet, der Friedhof von der politischen Gemeinde übernommen, das Rathaus an die untere Schule angebaut (1966/67), das Straßennetz erweitert, drei Siedlungen erstellt ( Landessiedlung, Kuno-Dietrich-Siedlung und am Sportplatz. Der Sportplatz mit Sportheim entstand, das neue Feuerwehrhaus und viele neue Wohngebäude wurden errichtet.
Im Jahr 1976 wurde die Kanalisation der Abwässer im gesamten Dorfbereich erstellt, dadurch konnten die üblichen Schöpfgruben oder die später notwendigen Dreikammer-Gruben entfallen. Fast alle Anwohner konnten an die neue Abwasserkanalisation angeschlossen werden.
Viele Theisenorter gehören Vereinen oder Verbänden an. Es bestehen:
Turn- und Sportfreunde mit den Sparten Fußball und Gymnastik, Obst- und Gartenbauverein, VDK, katholische- und evangelische Kirchengemeinde, katholischer Kindergarten, Stammtische und weitere gesellige Runden. Einzige politische Partei ist die SPD mit einer sehr aktiven Frauengruppe.
Bis zu seiner Eingemeindung in den Markt Küps 1978 betrug die Gemarkungsfläche der ehemaligen selbständigen Gemeinde Theisenort 602 ha. Zu Theisenort gehörten: Dorf Theisenort mit der Gypsmühle, die Weiler Köhlersloh und Rödern, die Einöden Kachelsmannsberg, Lerchenhof, Schafhof und Eckertsruh.
Im Jahr 1999 feierte die katholische Pfarrei Theisenort das 300-jährige Bestehen ihrer Kirche am heutigen Platz. 662 Katholiken gehören zur Pfarrei.
Im Jahr 2001 feierte der Sportverein, sein 100- jähriges Jubiläum. Der TSF ist das aktive Aushängeschild im Dorf.
Seit dem 1. Januar 2002 wurde die Geldwährung Deutsche Mark (DM) abgeschafft, der EURO ist seit dem offizielles Zahlungsmittel in Deutschland.
Im Jahr 2003 hat formell ein Dorferneuerungsverfahren in Theisenort begonnen. Eine Bausumme von 1.5 Millionen Euro wird in die Erneuerung des Dorfkerns, der Dorfstrassen, des Kirchenvorplatzes und der Dorfbeleuchtung investiert. Der SPD Ortsverein Theisenort feierte sein 100-jähriges Bestehen und ist damit einer der ältesten Vereine im Landkreis Kronach.
Bedingt durch die Globalisierung und Computervernetzung der Wirtschaft, gibt es nur noch wenig traditionelle Arbeitsplätze vor Ort. Die Entfernung zur Kreisstadt Kronach beträgt gerade mal 5 km. Tägliche Busverbindungen nach Kronach sind zweimal am Tag möglich, doch der eigene PKW ist notwendig um den Arbeitsplatz in den entfernten Gemeinden oder Städten zu erreichen. So besitzt heute fasst jeder Jugendliche ab 18 Jahren sein eigenes Auto um den Arbeitsplatz zu erreichen. Während man im Jahr 1959 die Schüler die zu weiterführenden Schulen in Kronach gingen noch an einer Hand abzählen konnte, sind es heute mehr als die Hälfte der Schüler. Die Volks- Haupt- und Mittelschulenschulen stehen im harten Wettbewerb mit den weiterführenden Schulen. Die Gesundheitsversorgung mit Allgemeinärzten und Fachärzten aller Fachrichtungen ist im Landkreis zurzeit noch gesichert.
Im Jahr 2014 wurde der ökologische und barrierefreie Umbau des Kirchplatzes im Rahmen der Dorferneuerung abgeschlossen.
Um den Katholischen Kindergarten fit für die Zukunft zu machen, wurde die Einrichtung 2014 umgebaut, zeitgemäß renoviert und eine Kinderkrippe für 6 Kinder unter drei Jahren integriert. Der Kindergarten wurde im Mai 1945 nach Kriegsende von Vertretern der amerikanischen Besatzungsmacht an die katholische Pfarrei Theisenort übergeben. Das 70-jährige Bestehen des Kindergartens unter Katholischer Trägerschaft, wurde im Rahmen eines Dorffestes groß gefeiert.
erstellt: Heinz Kraus, Theisenort, im Jahr 2017
Quelle: Pfarrei-Archiv Theisenort