Geschichte der Kirche und Pfarrei Theisenort
Am 27. Juni 1357 beurkundete der Bamberger Bischof Leopold III., dass der Ritter Eyring von Redwitz und sein Sohn Eyring auf Theisenort aus ihren Erbgütern eine Kapelle zu Ehren des hl. Andreas und des hl. Nikolaus erbaut haben. Sie wurde am 3. Dezember des selben Jahres vom Bamberger Weihbischof Walter zu Ehren des hl. Apostels Andreas, des hl. Nikolaus und der hl. Katharina geweiht. Das daraus hervorgegangene Dokument darf somit als Geburtsurkunde des kirchlichen Lebens in Theisenort angesehen werden.
Die möglicherweise im Hussitenkrieg 1430 zerstörte Kapelle baute Letz von Redwitz 1497 wieder auf. In den Jahren 1698/1699 wurde der bestehende Bau durch Georg Christoph von Redwitz komplett renoviert. Er gilt als Erbauer der neuen Kirche, die 1699 evangelisch eingeweiht wurde. Auf Initiative von Christoph von Redwitz konnten um 1710 die ersten römisch-katholischen Messen in Theisenort stattfinden. Nach Errichtung der katholischen Pfarrei 1830 erfuhr das Gotteshaus Mitte des 19. Jahrhunderts eine erste Renovierung. Im Laufe der Zeit entstanden durch Witterungseinflüsse erhebliche Schäden am Gebäude und somit war die Kirche einschließlich des Glockenstuhls 1967 einsturzgefährdet. Das Glockenläuten erfolgte nur noch mit einer Glocke. Das Landratsamt Kronach verfügte im Herbst 1967 den Abbruch des Glockenturmes wegen Baufälligkeit.
Im Jahr 1968 begann man mit dem großen Umbau des Gotteshauses. In zwei Bauabschnitten wurden die Pläne umgesetzt; dabei hat man das Kirchenschiff nach Westen um ein Fenster verlängert; die Innenausstattung aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde komplett entfernt. Die vergrößerte Kirche besitzt nun einen neuen Dachstuhl, einen neuen Glockenturm, zwei neue Glocken, zudem ein elektrisches Läutwerk und eine elektrische Turmuhr. Das Kirchenschiff bekam eine neue Raumdecke und neue Besucherbänke aus Holz. Der Chorraum wurde im Sinne des 2. Vatikanischen Konzils gestaltet. Ein neuer Volksaltar aus Sandstein und die neuen transparenten Glasfenster tauchen den Innenraum in ein helles Licht. Von der ursprünglichen Ausstattung wurde wieder verwendet:
das Bild Krönung Marias, der Taufstein, die Kanzel, die Orgel, die 14 Kreuzwegbilder sowie die Figurengruppe Hl. Dreifaltigkeit. Aus Teilen der alten Emporenanlage entstand die eingeschossige Holzempore. Eine kleine Sandsteintafel mit Inschrift aus dem Jahr 1497 / 98, die alten Portalsteine und ein Wappenstein Redwitz / Boineburg, mit Inschrift von 1698 / 99, wurden wieder in die neue Westwand eingefügt. Die Gesamtplanung hatte Architekt Baptist Detsch aus Kronach während die Baufirma Ultsch aus Theisenort verantwortlich für die Rohbauarbeiten war. Die Einweihung der erneuerten Kirche erfolgte 1969 durch Weihbischof Martin Wiesend. Im Jahr 2007 wurden die Wände und Holzbänke neu gestrichen sowie die elektrischen Leitungen und sicherheitsrelevante Anlagen zeitgemäß umgerüstet. Um die sakralen Schätze im Gotteshaus für die Zukunft zu erhalten, beschloss die Kirchenverwaltung im Jahr 2013 abermals eine umfassende Restaurierung der gefährdeten Gegenstände:
des Altarbildes der Krönung Marias mit Goldrahmen und des Wappensteins über dem Eingangsportal. Die Erneuerung der Holzfigurengruppe Hl. Dreifaltigkeit erfolgte in Verbindung einer Verlegung an die Ostwand, wo sie zusammen mit dem Volksaltar jetzt den neuen Hauptaltar bildet. Die Figurengruppe hatte bis zum Jahr 1968 in einem neogotischen Holzaltar von 1880 ihren Platz gefunden. Die Krönung Marias ist wieder an die Nordwand zurückgekehrt, wo sie bis 1968 das Altarblatt eines kleinen Seitenaltars war.
Gründung der Pfarrei:
Die Entstehung der Pfarrei Theisenort war eine Spätfolge der Säkularisation, da die zur Pfarrei gehörigen Ortschaften seelsorglich von den Franziskanerpatres in Kronach versehen wurden.
Am Ende des 17. Jahrhunderts gab Freiherr Georg Christoph von Redwitz den Auftrag zur Errichtung eines Umbau für die Heilige Dreifaltigkeit im Barockstil. Die neue Kirche wurde 1699 evangelisch eingeweiht.
Es erfolgte ein allmählicher Übergang zum katholischen Glauben. Um 1710 wurden auf Initiative von Georg Christoph die ersten katholischen Gottesdienste in Theisenort abgehalten, Taufen Hochzeiten und Beerdigungen fanden ebenfalls statt.
Im Jahre 1830 wurde die katholische Kuratie Schmölz nach der Erteilung der Genehmigung durch König Ludwig I. am 17.Juni 1830 in eine Pfarrei mit Sitz in Theisenort umgewandelt. Die neu gegründete Pfarrei, die um die katholischen Kuratien Küps und Oberlangenstadt (1834) erweitert wurde, lag innerhalb der evangelischen Pfarreien Schmölz und Küps und umfasste die katholische Bevölkerung der Dörfer und Weiler Schmölz, Theisenort, Küps; Oberlangenstadt, Au, Eichenbühl, Hummenberg, Hummendorf, Johannisthal, Kachelmannsberg, Köhlersloh, Lindenhof, Lerchenhof, Mönchsfeld, Nagel, Rödern, Thonberg und Tüschnitz.
1834 bis 1837 war Johann Braunersreuther erster Pfarrverweser in Theisenort. Im Jahre 1836 zählt die Pfarrei 849 Seelen. Im Jahr 1839 erfolgte die erste Flur- und Fronleichnamsprozession in Theisenort. Im Jahr 1861 schenkten Oskar und Karl von Redwitz die Kirche in Theisenort der katholischen Pfarrgemeinde. 1873 wurde ein Pfarrhaus gebaut. 1879/80 erfolgte die Renovierung der Kirche mit dem Einbau eines neogotischen Holzaltars. Im Jahr 1999 wurde von allen Christen in Theisenort das Fest 300 Jahre Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit gefeiert. Noch heute steht sie den evangelischen Christen an jedem 1. Sonntag im Monat zur Verfügung.
2017 zählt die Pfarrei Theisenort mit ihrer Filialkirche Johannisthal 1018 Seelen.
Die religiöse Gründungsurkunde des Weihbischofs Walther,
über die Einweihung der Burgkapelle, existiert heute noch die Origanlurkunde im Staatsarchiv Bamberg, datiert vom 3.XII.1357. Die im Latein des Mittelalters geschriebene Urkunde des Weihbischofs Walther ist die Geburtsurkunde des kirchlichen Lebens in Theisenort. Dieses Dokument ist zwar schon immer bekannt, und wurde auch in vielen Publikationen als Kopie abgedruckt. Um den Inhalt verständlich zu machen, gibt es eine Übersetzung:
Wir Walther, von Gottes und des apostolischen Stuhles Gnaden Bischof von Dyagorga (Anm.: heutzutage längst nicht mehr existierendes Titulaturbm. im heutigen Iran = Auskunft Bm. WÜ), wechselseitig tätig bei bischöfl. Handlungen mit dem in Christus verehrungswürdigen Vater und Herrn, dem Herrn Lupold (= Leopold), des Bf. der Babenberger ( = Bamberger) Kirche, erkennen öffentlich durch die Anwesenden, dass im Jahr des HERRN 1357 am 1. Sonntag des Advents des HERRN wir eine Kapelle mit einem Altar, gelegen am Abhang der Burg Teizenort, geweiht haben zu Ehren des Apostels Andreas, des Bekenners und Bischofs Nikolaus, der Jungfrau und Märtyrin Katharina, von welchen Heiligen wir einige Reliquien in besagtem Altar geborgen haben.
Im Wunsche, dass genannte Kap. mit passenden Ehrbezeigungen von den Christgläubigen durch häufigen Besuch gemeinsam verehrt werde, ERLASSEN wir allen Reuigen und Bekennern (der Sünden), die in frommer Absicht oder in Pilgerschaft zu dieser besagten Kap. gekommen sind, oder irgendeine karitative Hilfe ihr gegeben, geschenkt oder vermacht, oder es besorgt haben, dass etwas geschenkt o. vermacht wird, oder die für den Bau Fenster, Ausstattungsschmuck oder andres Notwendige zugewendet haben, o. die in Testamenten ihre hilfreichen Hände durch Spenden in sehr hohem Maße an Gold, Silber, einem (Mess-)Gewand o. andere Güter bewiesen haben, o. auch die 3mal diese Kap. unter frommem Beten umrundet haben, o. die in sehr spätem/verspätetem (reuigem) Klopfen (an die Brust) gemäß der Vorschrift der römischen Kurie mit gebeugtem Knie drei Ave Maria gesprochen haben, bzw. die - wie oft, wann, wo auch immer - das vorhin Gesagte o. etwas andres Vergleichbares in frommer Weise getan haben, aufgrund der Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes im Vertrauen auf dessen Autorität sowie der seligen Apostel Petrus und Paulus barmherzig in Gott(es Namen) 40 Tage für kriminelle und ein Jahr Ablass bei zu verzeihlichen Sünden , und einen ebensolchen Nachlass für damit nicht verbundene (Taten der) Reue.
Übersetzung von Peter Wutz, Lehrer für Latein am KZG Kronach, Rainer Domke, Gymnasiallehrer a.D., Küps
Foto im Anhang unter Innen- und Außenansichten im Wandel der Zeit
Literatur: Pfarrarchiv / Heinz Kraus